PKV für Angestellte: Wann lohnt der Wechsel?

Als Angestellter mit einem Gehalt über einer bestimmten Grenze stehen Sie vor der Wahl: Bleiben Sie in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder wechseln Sie in die Private Krankenversicherung (PKV)? Die PKV lockt oft mit individuelleren Leistungen und potenziell günstigeren Beiträgen in jungen Jahren. Doch der Wechsel ist eine weitreichende Entscheidung mit Vor- und Nachteilen, die gut überlegt sein will. Dieser Ratgeber erklärt die Voraussetzungen, die wichtigsten Unterschiede und hilft Ihnen bei der Entscheidung.
Die magische Grenze: Die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG)
Der wichtigste Faktor für Angestellte ist die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG), auch Versicherungspflichtgrenze genannt. Nur wer mit seinem regelmäßigen Bruttojahresgehalt über dieser Grenze liegt, darf sich privat krankenversichern.
JAEG 2025 (Beispielwert – bitte prüfen!): Für das Jahr 2025 liegt die JAEG voraussichtlich bei ca. 71.100 € brutto pro Jahr. (Der genaue Wert wird jährlich angepasst – bitte prüfen Sie den offiziellen Wert für das aktuelle Jahr!).
Um wechseln zu können, müssen Sie die JAEG in der Regel im laufenden Jahr überschreiten und Ihr Gehalt muss auch für das Folgejahr darüber liegen.
Nicht verwechseln: Die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) ist niedriger und legt fest, bis zu welchem Einkommen Beiträge zur GKV und Pflegeversicherung gezahlt werden müssen.
Der Arbeitgeberzuschuss zur PKV
Ein wichtiger finanzieller Aspekt: Auch wenn Sie in die PKV wechseln, beteiligt sich Ihr Arbeitgeber weiterhin an den Kosten. Er zahlt einen Zuschuss zu Ihrem PKV-Beitrag.
- Die Höhe entspricht in der Regel dem Betrag, den er auch zur GKV zahlen würde (also ca. die Hälfte Ihres PKV-Beitrags).
- Der Zuschuss ist jedoch gedeckelt auf maximal die Hälfte des GKV-Höchstbeitrags plus die Hälfte des durchschnittlichen Zusatzbeitrags.
Dieser Zuschuss reduziert Ihre effektive monatliche Belastung erheblich.
PKV für Angestellte: Was spricht dafür? (Vorteile)
- Individuelle Leistungen: Sie können den Versicherungsschutz (z.B. beim Zahnarzt, im Krankenhaus, für Heilpraktiker) stärker nach Ihren Wünschen gestalten als in der GKV.
- Vertraglich garantierte Leistungen: Einmal vereinbarte Leistungen können vom Versicherer nicht einfach gekürzt werden (anders als bei der GKV, wo der Gesetzgeber Leistungen ändern kann).
- Potenziell günstigerer Einstiegsbeitrag: Gerade für junge, gesunde Angestellte mit hohem Einkommen kann der PKV-Beitrag (abzüglich Arbeitgeberzuschuss) anfangs niedriger sein als der maximale GKV-Beitrag.
- Schnellere Termine (teilweise): Privatpatienten berichten oft von kürzeren Wartezeiten auf Facharzttermine (dies ist aber nicht garantiert).
PKV für Angestellte: Was spricht dagegen? (Nachteile & Risiken)
- Beiträge steigen im Alter: Anders als in der GKV (wo der Beitrag vom Einkommen abhängt), basiert der PKV-Beitrag auf dem Risiko. Mit steigenden Gesundheitskosten im Alter steigen auch die PKV-Beiträge oft deutlich an – trotz eingebauter Altersrückstellungen. Dies kann im Rentenalter sehr teuer werden!
- Keine kostenlose Familienversicherung: Jedes Familienmitglied (Ehepartner ohne eigenes ausreichendes Einkommen, Kinder) braucht einen eigenen Vertrag und zahlt eigene Beiträge. Das kann sehr teuer werden!
Rückkehr zur GKV extrem schwierig bis unmöglich! Sind Sie einmal in der PKV, ist ein Wechsel zurück in die GKV nur unter sehr engen Voraussetzungen möglich (z.B. Einkommen sinkt dauerhaft unter die JAEG, Arbeitslosigkeit). Ab dem 55. Lebensjahr ist eine Rückkehr praktisch ausgeschlossen. Diese Entscheidung ist meist endgültig!
- Gesundheitsprüfung bei Antragstellung: Vorerkrankungen können zu hohen Risikozuschlägen, Leistungsausschlüssen oder sogar zur Ablehnung des Antrags führen.
- Weniger Solidarität: Das PKV-System basiert nicht auf dem Solidarprinzip der GKV (Starke helfen Schwachen, Gesunde zahlen für Kranke).
Wann könnte sich der Wechsel für Angestellte lohnen?
Ein Wechsel in die PKV sollte sehr gut überlegt sein. Er kann sinnvoll sein für Angestellte, die:
- Jung und gesund sind (günstiger Einstieg, gute Chancen bei Gesundheitsprüfung).
- Ein dauerhaft hohes Einkommen weit über der JAEG erwarten (auch im Alter!).
- Keine (oder nur wenige) Kinder planen bzw. der Partner ebenfalls gut verdient oder privat versichert ist.
- Besonderen Wert auf spezifische Mehrleistungen legen (Chefarzt, Top-Zahnersatz etc.).
- Sich der langfristigen finanziellen Verpflichtung und der erschwerten Rückkehr in die GKV bewusst sind.
Der Wechselprozess kurz erklärt
- Voraussetzungen prüfen: Liegt Ihr Gehalt sicher über der aktuellen JAEG?
- Tarife & Leistungen vergleichen: Nutzen Sie Vergleichsrechner und prüfen Sie die Vertragsdetails genau! Holen Sie individuelle Angebote ein.
- Gesundheitsprüfung & Antrag: Stellen Sie den Antrag bei der gewünschten PKV und beantworten Sie die Gesundheitsfragen absolut wahrheitsgemäß.
- Aufnahmebestätigung abwarten: Warten Sie die verbindliche Zusage (Police) der PKV ab!
- Gesetzliche Versicherung kündigen: Erst *nach* Erhalt der PKV-Police können Sie Ihre Mitgliedschaft in der GKV kündigen (Kündigungsfrist beachten, meist 2 Monate zum Monatsende). Informieren Sie Ihren Arbeitgeber.
Wichtige Überlegungen vor der Entscheidung
Stellen Sie sich ehrlich diese Fragen:
- Ist mein Einkommen dauerhaft und sicher über der JAEG?
- Wie wichtig ist mir die kostenlose Mitversicherung von Familie (jetzt oder Zukunft)?
- Kann und will ich mir potenziell hohe PKV-Beiträge im Alter leisten?
- Bin ich mir bewusst, dass eine Rückkehr in die GKV fast ausgeschlossen ist?
- Welche konkreten Mehrleistungen der PKV sind mir einen möglichen Mehrpreis wert?
- Habe ich die Tarifbedingungen wirklich verstanden?
- Sollte ich unabhängige Beratung in Anspruch nehmen?
PKV-Tarife für Angestellte vergleichen
Wenn Sie die Voraussetzungen erfüllen und die Vor- und Nachteile abgewogen haben, ist ein sorgfältiger Vergleich der Tarife unerlässlich. Achten Sie auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und die langfristige Beitragsstabilität.
Fazit: Eine Entscheidung mit großer Tragweite
Der Wechsel von der GKV in die PKV ist für gutverdienende Angestellte eine Möglichkeit, aber eine der weitreichendsten finanziellen Entscheidungen im Leben. Locken anfangs oft günstigere Beiträge und bessere Leistungen, müssen die Nachteile – steigende Kosten im Alter, keine Familienversicherung, erschwerte Rückkehr – unbedingt berücksichtigt werden.
Wägen Sie sorgfältig ab, ob die PKV langfristig zu Ihrer Lebensplanung passt. Vergleichen Sie nicht nur den Preis, sondern vor allem die Leistungen und die Stabilität des Anbieters. Unabhängige Beratung kann hier sehr wertvoll sein.