Gesundheitsprüfung PKV: Ehrlich währt am längsten

Wer in die Private Krankenversicherung (PKV) wechseln möchte, muss sie bestehen: die Gesundheitsprüfung Viele Antragsteller fürchten diesen Schritt, besonders wenn Vorerkrankungen bestehen. Doch die Gesundheitsfragen sind ein zentraler Bestandteil des Antrags, und Fehler oder Auslassungen können gravierende Folgen haben. Dieser Ratgeber erklärt, warum Ehrlichkeit hier oberstes Gebot ist, wie Sie sich optimal vorbereiten und wie Sie auch mit Vorerkrankungen gute Chancen auf einen passenden Schutz haben.
Warum gibt es Gesundheitsfragen bei der PKV?
Im Gegensatz zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), deren Beiträge sich nach dem Einkommen richten, kalkuliert die PKV ihre Beiträge nach dem individuellen Risiko Junge, gesunde Menschen zahlen tendenziell weniger als ältere oder vorerkrankte Personen. Die Gesundheitsfragen dienen dem Versicherer dazu:
- Das persönliche Gesundheitsrisiko des Antragstellers einzuschätzen.
- Darauf basierend einen fairen Beitrag zu kalkulieren.
- Zu entscheiden, ob der Antrag angenommen wird und ggf. unter welchen Bedingungen (z.B. mit Zuschlägen oder Ausschlüssen).
Die „Vorvertragliche Anzeigepflicht“: Kein Kavaliersdelikt!
Das Wichtigste zuerst: Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet (§ 19 Versicherungsvertragsgesetz – VVG), alle Gesundheitsfragen im Antrag wahrheitsgemäß und vollständig zu beantworten. Das Verschweigen oder Verharmlosen von Krankheiten oder Behandlungen (auch wenn sie Jahre zurückliegen, aber im gefragten Zeitraum liegen!) ist eine sogenannte Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht und kann drastische Konsequenzen haben:
- Rücktritt vom Vertrag: Der Versicherer kann vom Vertrag zurücktreten, wenn er später von verschwiegenen Erkrankungen erfährt (Frist meist 5-10 Jahre). Sie verlieren Ihren Versicherungsschutz!
- Kündigung: Der Versicherer kann den Vertrag kündigen.
- Vertragsanpassung: Der Versicherer kann rückwirkend Risikozuschläge erheben oder Leistungsausschlüsse für die verschwiegene Erkrankung vereinbaren.
- Leistungsverweigerung: Im schlimmsten Fall weigert sich der Versicherer, Behandlungskosten zu übernehmen, die im Zusammenhang mit der verschwiegenen Erkrankung stehen.
Fazit: Unvollständige oder falsche Angaben gefährden Ihren gesamten Versicherungsschutz und können Sie im Ernstfall ohne Absicherung dastehen lassen!
Was wird gefragt? (Umfang & Abfragezeiträume)
Die Fragen beziehen sich meist auf vergangene Zeiträume vor der Antragstellung. Typische Abfragezeiträume sind:
- Ambulante Behandlungen: oft die letzten 3 oder 5 Jahre
- Stationäre Behandlungen (Krankenhaus): oft die letzten 5 oder 10 Jahre
- Psychische Erkrankungen / Psychotherapie: oft die letzten 5 oder 10 Jahre
- Zahnersatz / Kieferorthopädie: oft die letzten 3-5 Jahre
Gefragt wird nach Diagnosen, Behandlungen, Operationen, Medikamenteneinnahme, Therapien, aber auch nach geplanten Behandlungen. Lesen Sie jede Frage ganz genau!
So bereiten Sie sich optimal vor (Checkliste)
Nehmen Sie sich Zeit für den Antrag und gehen Sie sorgfältig vor:
- Zeit einplanen: Füllen Sie den Antrag nicht zwischen Tür und Angel aus.
- Fragen exakt lesen: Achten Sie genau auf den Wortlaut und die abgefragten Zeiträume.
- Gedächtnis bemühen: Gehen Sie die abgefragten Zeiträume systematisch durch. Wann waren Sie bei welchem Arzt? Gab es Krankenhausaufenthalte? Welche Medikamente haben Sie genommen?
- Ärzte konsultieren & Unterlagen anfordern: Das ist der sicherste Weg! Bitten Sie Ihren Hausarzt und relevante Fachärzte um Auskunft über Ihre Behandlungsdaten der letzten Jahre. Sie haben nach DSGVO ein Recht auf Einsicht bzw. Kopie Ihrer Patientenakte. Fordern Sie diese ggf. an.
- Keine Diagnosen „vermuten“: Geben Sie nur gesicherte Diagnosen an, die Ihnen Ärzte mitgeteilt haben.
- Alles dokumentieren: Machen Sie Kopien vom ausgefüllten Antrag und ggf. von eingereichten Arztberichten.
Tipp: Patientenquittung der GKV anfordern! Ihre gesetzliche Krankenkasse kann Ihnen eine Übersicht über die abgerechneten ärztlichen Leistungen der letzten Jahre erstellen. Das hilft, Arztbesuche und Diagnosen zu rekonstruieren.
Umgang mit Vorerkrankungen: Ehrlich und detailliert
Haben Sie Vorerkrankungen, die im gefragten Zeitraum liegen? Kein Grund zur Panik, aber zur besonderen Sorgfalt:
- Vollständige Angabe: Nennen Sie die Erkrankung und alle relevanten Details (genaue Diagnose, Behandlungszeitraum, behandelnder Arzt, aktueller Status – z.B. „vollständig ausgeheilt seit…“, „stabil unter Medikation“, „laufende Behandlung“).
- Arztberichte beifügen: Wenn möglich, legen Sie aktuelle Arztberichte bei, die den Zustand beschreiben. Das hilft dem Versicherer bei der Einschätzung.
- Mögliche Folgen: Seien Sie darauf vorbereitet, dass eine Vorerkrankung zu einem Risikozuschlag (höherer Beitrag), einem Leistungsausschluss (diese Erkrankung wird nicht versichert) oder im Extremfall zur Ablehnung führen kann. Eine ehrliche Angabe ist aber immer besser als ein späterer Vertragsverlust!
Der Königsweg bei Vorerkrankungen: Anonyme Risikovoranfrage!
Statt direkt bei mehreren Versicherern Anträge zu stellen (was bei Ablehnung negativ vermerkt werden könnte), ist es bei Vorerkrankungen dringend zu empfehlen eine anonyme Risikovoranfrage durchzuführen.
Wie das geht? Ein spezialisierter, unabhängiger Versicherungsmakler oder -berater kann Ihre Gesundheitsdaten (anonymisiert, ohne Ihren Namen) bei verschiedenen PKV-Anbietern einreichen. So erfahren Sie, welcher Versicherer Sie zu welchen Konditionen (Normalannahme, Zuschlag, Ausschluss) annehmen würde, ohne dass eine offizielle Ablehnung gespeichert wird. Das erhöht Ihre Chancen, den passenden Anbieter zu finden.
Fazit: Sorgfalt und Ehrlichkeit schützen vor bösen Überraschungen
Die Gesundheitsprüfung ist eine ernste Angelegenheit. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gründliche und vor allem wahrheitsgemäße Beantwortung aller Fragen. Holen Sie im Zweifel Auskünfte bei Ihren Ärzten ein. Das Verschweigen von Vorerkrankungen ist der größte Fehler, den Sie machen können und gefährdet Ihren gesamten Versicherungsschutz.
Besonders bei bestehenden Gesundheitsproblemen ist die anonyme Risikovoranfrage über einen Experten der sicherste Weg, um passende Angebote zu finden, ohne Nachteile bei Ablehnung befürchten zu müssen.
Wenn Sie Ihre gesundheitliche Situation geklärt haben, können Sie gezielt Tarife vergleichen: