Gesundheitsfragen bei der BU meistern: Ehrlich währt am längsten

Die Gesundheitsprüfung ist die wohl wichtigste Hürde beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Die Fragen des Versicherers zu Ihrer Gesundheitshistorie müssen **absolut korrekt und vollständig** beantwortet werden. Fehler oder Auslassungen können im Leistungsfall dazu führen, dass der Versicherer die Zahlung der BU-Rente verweigert – genau dann, wenn Sie sie am dringendsten brauchen! Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, warum Ehrlichkeit so entscheidend ist und wie Sie sich optimal vorbereiten, auch wenn Vorerkrankungen bestehen.
Warum gibt es Gesundheitsfragen bei der BU?
Die BU sichert das Risiko ab, dass Sie Ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können. Um dieses individuelle Risiko einschätzen und einen fairen Beitrag kalkulieren zu können, benötigt der Versicherer detaillierte Informationen über Ihren Gesundheitszustand bei Antragstellung. Je höher das eingeschätzte Risiko (z.B. durch Vorerkrankungen), desto höher ist in der Regel der Beitrag oder es werden bestimmte Bedingungen (Ausschlüsse) vereinbart.
Die Falle: Vorvertragliche Anzeigepflicht verletzen!
Dies ist der absolut kritischste Punkt! Sie sind gesetzlich (§ 19 VVG) verpflichtet, alle Ihnen bekannten gefahrerheblichen Umstände – also alles, wonach im Antrag gefragt wird – **wahrheitsgemäß und vollständig** anzugeben. Dies nennt man die **vorvertragliche Anzeigepflicht**.
Das Verschweigen oder Verharmlosen von Diagnosen, Arztbesuchen, Therapien oder Medikamenten – auch wenn sie Ihnen unwichtig erscheinen oder länger zurückliegen (aber im gefragten Zeitraum!) – kann dazu führen, dass der Versicherer:
- Vom Vertrag zurücktritt oder ihn anficht/kündigt (oft erst, wenn Sie Leistungen beantragen!).
- Die **Leistung im BU-Fall verweigert** – auch wenn die aktuelle Berufsunfähigkeit nichts mit der verschwiegenen Erkrankung zu tun hat!
- Den Vertrag rückwirkend anpasst (Risikozuschläge, Leistungsausschlüsse).
Folge: Sie haben jahrelang Beiträge gezahlt, stehen im Ernstfall aber ohne den wichtigen Einkommensschutz da!
Was wird gefragt? (Typische Fragen & Zeiträume)
BU-Versicherer stellen detaillierte Fragen, oft über längere Zeiträume als z.B. bei der PKV. Typische Bereiche sind:
- Konkrete Diagnosen und Erkrankungen (Herz-Kreislauf, Krebs, Diabetes, Rheuma, Rückenleiden etc.)
- Psychische Erkrankungen und Psychotherapie (oft 5-10 Jahre rückwirkend!)
- Stationäre Behandlungen (Krankenhaus, Reha – oft 10 Jahre rückwirkend)
- Ambulante Behandlungen und Arztbesuche (oft 5 Jahre rückwirkend)
- Regelmäßige Medikamenteneinnahme
- Beschwerden und Symptome (auch wenn keine Diagnose gestellt wurde!)
- Größe und Gewicht (BMI)
- Raucherstatus (manchmal)
- Gefährliche Hobbies oder Berufe
Lesen Sie jede Frage und die Zeiträume **äußerst genau**!
Optimale Vorbereitung – Ihr Fahrplan (Checkliste)
Vermeiden Sie Fehler durch sorgfältige Vorbereitung:
- Viel Zeit nehmen: Planen Sie mehrere Wochen für die Vorbereitung ein.
- Fragen exakt verstehen: Klären Sie unklare Begriffe oder Zeiträume.
- Gedächtnis bemühen: Gehen Sie die abgefragten Zeiträume durch. Welche Ärzte haben Sie wann besucht? Gab es OPs, Therapien, Krankschreibungen?
Patientenakten bei Ärzten anfordern! (Unbedingt!) Der sicherste Weg, nichts zu vergessen: Fordern Sie bei Ihrem Hausarzt und allen relevanten Fachärzten Kopien Ihrer Behandlungsunterlagen (Patientenakte) für die im Antrag genannten Zeiträume an. Sie haben nach DSGVO ein Recht darauf! Hier stehen alle Diagnosen und Behandlungen schwarz auf weiß.
- Arztgespräch suchen: Besprechen Sie die Gesundheitsfragen und Ihre Krankenhistorie mit Ihrem Hausarzt. Er kann Diagnosen erklären und ggf. Atteste ausstellen, die den aktuellen Gesundheitszustand positiv darstellen.
- Vollständig & präzise ausfüllen: Geben Sie alle abgefragten Informationen exakt an. Keine Vermutungen, keine Verharmlosungen!
- Alles dokumentieren: Kopieren Sie den ausgefüllten Antrag und alle eingereichten Unterlagen für Ihre Akten.
Umgang mit Vorerkrankungen / Risikofaktoren
Auch mit Vorerkrankungen ist eine BU oft möglich. Entscheidend ist der offene und detaillierte Umgang:
- Immer angeben: Jede Erkrankung oder Behandlung im abgefragten Zeitraum muss genannt werden, auch wenn sie ausgeheilt oder vermeintlich harmlos ist („Bagatelle“).
- Details liefern: Machen Sie genaue Angaben (Diagnose, Arzt, Zeitraum, Behandlung, aktueller Status: „beschwerdefrei seit…“, „ausgeheilt“, „stabil unter Medikation XY“).
- Arztberichte beilegen: Aktuelle, aussagekräftige Arztberichte können helfen, das Risiko für den Versicherer besser einschätzbar zu machen und ggf. ungerechtfertigte Zuschläge oder Ausschlüsse zu vermeiden.
- Mögliche Folgen: Je nach Erkrankung kann es zu einem Risikozuschlag (höherer Beitrag), einem Leistungsausschluss (diese Erkrankung ist vom Schutz ausgenommen) oder einer Ablehnung kommen.
Die Lösung bei Unsicherheiten/Vorerkrankungen: Anonyme Risikovoranfrage!
Stellen Sie **niemals** auf eigene Faust mehrere BU-Anträge bei verschiedenen Versicherern, wenn Sie gesundheitliche Angaben machen müssen! Eine Ablehnung kann in einer zentralen Datei (HIS) vermerkt werden und zukünftige Anträge erschweren.
Der beste Weg ist die **anonyme Risikovoranfrage** über einen **spezialisierten und unabhängigen Versicherungsmakler oder -berater**. Dieser reicht Ihre Gesundheitsdaten (ohne Ihren Namen) bei mehreren geeigneten Versicherern ein und klärt vorab verbindlich ab:
- Wer würde Sie überhaupt versichern?
- Zu welchen Konditionen (Normalannahme, Zuschlag, Ausschluss)?
Erst danach stellen Sie den eigentlichen Antrag bei dem Anbieter, der das beste (anonyme) Votum abgegeben hat. Das schützt Sie vor negativen Einträgen und erhöht die Chance auf den passenden Vertrag.
Fazit: Ehrlichkeit und Sorgfalt sichern Ihre Existenz
Die Gesundheitsfragen sind der Dreh- und Angelpunkt für einen gültigen BU-Vertrag. Nehmen Sie die Beantwortung todernst – es geht um Ihre finanzielle Zukunft im Fall der Fälle. **Ehrlichkeit, Vollständigkeit und eine gründliche Vorbereitung (inkl. Arztunterlagen)** sind Pflicht.
Bei gesundheitlichen Vorbelastungen ist die **anonyme Risikovoranfrage** der mit Abstand sicherste und sinnvollste Weg zum passenden BU-Schutz. Der Aufwand lohnt sich, denn nur ein korrekt zustande gekommener Vertrag bietet Ihnen im Leistungsfall die Sicherheit, die Sie erwarten.
Informieren Sie sich gründlich und nutzen Sie Vergleichsmöglichkeiten nach sorgfältiger Klärung Ihrer Gesundheitshistorie: